Rückschau auf den ereignisvollen Tag

Morgens am Freitag, den 11.Juli, liefen die letzten Vorbereitungen auf Hochtouren, Tische wurden noch liebevoll dekoriert, Platzschilder verteilt, Schmalzbrote gestrichen, Limokästen geschleppt, die „Parkplatzwächter“ vom Luisenhaus bekleideten sich mit markanten Westen und marschierten auf ihre Plätze.
„Echte Schauspieler“ aus München, Karin und Roger, legten ihre Fragen aus und ich, Ruth Stein, führte bereits frühe Gäste durchs Haus. Alex und Chilli, beides Musikschüler der Blindenanstalt Nürnberg, untermalten das allgemeine Gemurmel und die Betriebsamkeit mit ihrem virtuosen Spiel.

Bereits lange vor offiziellem Beginn strömten die zahlreichen Gäste, auch aus Behörden, Wohlfahrtsverbänden und Wirtschaft. Hände wurden geschüttelt, Blumen in Empfang genommen und getuschelt „weißt du, wer das ist?“

Besonders geehrt und ernst genommen fühlten sich Bewohner und Mitarbeiter - die voll ihre Gastgeberrolle wahrnahmen -  durch die politischen Vertreter der wichtigsten Parteien im Landkreis und dem Bezirk Mittelfranken. Die „Vip – Terrasse“ bei der Brücke, die als Bühne diente war gut  besetzt.

Kurz vor 11Uhr waren dann fast alle 190 Plätze unter den verschiedenen Zelten, auf den vielen Terrassen besetzt. Weise Vorausschauende stürmten die kaum vorhandenen Schattenplätze.

Zum Auftakt, also die Ouvertüre, wie es im Programm stand, setzten Karin Neidhardt und Roger Wüthrich die beiden Improvisations-Schauspieler aus München, Erwartungen, Gedanken und Wünsche der Gäste in Szenen. Dadurch wurde bereits das Motto des Tages „Luisenhaus, gestern, heute und morgen – einfach anders“ durch mich  aufgegriffen.  Schau ma halt mol, ob wir das alles erfüllen!

Nach Ansagen der Änderungen und Hinweisen kam der Rückblick auf die bewegte Geschichte des Luisenhauses, der ältesten Langzeit-Einrichtung für Menschen mit einer psychischen Erkrankung im Landkreis. Manche Anekdote aus 25 Jahren Arbeit und Leben mit den Bewohnern des Hauses wurde mit Lachen quittiert. Die Ehrung von Personen, sei es Mitarbeiter oder Bewohner, empfand ich selbst als etwas ganz besonderes.  Die vier Fachimpulse waren offenbar gar nicht langweilig, denn es wurde interessiert gelauscht. Das Musikzwischenspiel von den jungen blinden Künstlern wurde schnell genützt, um Kaffee und kühles Nass zu ergattern, denn inzwischen versuchte die Sonne durch die Sonnensegel zu brennen und das Barometer kletterte unaufhaltsam höher.

Die kabarettistische Zusammenfassung und Unterstreichung der Vorträge durch Karin und Roger erheiterten sogar auch die Redner. Für die Szenen „Luise Haus“, " beim Arzt", "bauliche Renovierungsversuche" und "Luisenhaus als Speisekarte" und "Autowerkstatt" lagen den Schauspielern Fragebögen der Mitarbeiter und Bewohner zugrunde. Der Applaus bekundete, dass dieser Schlusspunkt des offiziellen Teiles erfrischend einfach anders war. Danach marschierte man zum Essen über die Straße  und genoss diversen Braten, Salat und Gurkensuppe im Brottopf und Schatten in „Nachbars flachen Garten“.

In den Ansagen betonte ich, dass die längere Mittagpause genützt werden sollte, um sich Kennen zu lernen, Gespräche zu führen, die Ausstellung und Fotogalerie zu besichtigen. Dies befolgten viele und gewannen dadurch Einblick in Arbeit und Aktivitäten des Luisenhauses. Klein und Groß strömte dann in den Mehrzweckraum, um fasziniert den fesselnden Künsten und Einfällen von Varietekünstler Peter Hofmann zuzuschauen und auch mitzumachen. Nun zogen doch noch Wolken auf und der Himmel grüßte mit kleinen Regenschauern und so konnte Mancher ausführlicher die vielen selbst gebackenen Kuchen und den original Medovnik aus Böhmen genießen.

Aber allmählich begaben sich auch die Letzten den Hang hinauf und folgten somit den lockenden Klängen der beiden Musiker, denn nun begann der kreative Teil und es traten auch „Künstler“ des Hauses auf. So bot Herr B. musikalisch ein Bett im Luisenhaus, anstatt im Kornfeld an und Herr F. und Frau N. meinten am Schluss ihres Gedichtes von Erich Fried „Es ist, was es ist“: es ist einfach anders, sagt das Luisenhaus. Die Tänzer der Reigentanzgruppe unter Leitung von Frau Eva-Marie Gründer wurden von leichtem Sprühregen begrüßt, den aber aus lauter Freude über soviel Tanzmut sofort die Sonne vertrieb.

Aber dann erfolgte ein Machtkampf zwischen Regengüssen und den Schauspielern, die in Improvisationsszenen den Tag passieren ließen. Karin und Roger hörten nicht auf und der Regen auch nicht und die Gäste unterstützen mit ihren Spielvorschlägen und -wünschen die Improvisateure. Es war ein unvergessliches Schauspiel unter den Sonnenschirmen, die als Regenschirme fungierten, dort auf der erhöhten Brücke zwischen  Haus und Hang, denn auch die Bühne war einfach anders.

Als das Feedbacktheater (die kleine Theatershow) vorbei und der Applaus verklungen war, hörte auch der Regen auf. Nach dem offiziellen Schlusswort brachen die Meisten auf, so konnten die letzten Gäste viele von den leckeren belegten Brötchen ergattern.

Das bunte Programm, der gelungene Ablauf, die gute Stimmung, das gesamte Flair und die fröhlichen Gäste bestätigten voll das Motto des Luisenhauses  „EINFACH ANDERS“!

Für uns alle, Bewohner, Team und Leitung, war dies ein traumhafter Tag, den wir selbst auch in vollen Zügen genossen. Die vielen Geschenke, die dauerhaften Blumenstöcke und viel aufrichtiges  Lob und Anerkennung wird uns noch lange begleiten.

Betreutes Wohnen


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